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St. Märgen: Klosterkirche Mariä Himmelfahrt

Alarmanlagen und ein Skelett in Brokat

St. Märgen ist Ziel der ältesten Wallfahrt in der Erzdiözese Freiburg. Grund ist das Gnadenbild, eine sitzende Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß, das um das Jahr 1100 entstanden ist. Deutlich später, nämlich im 18. Jahrhundert, wirkte der Bildhauer Matthias Faller in der Hochschwarzwald-Gemeinde. Er hat auch damit zu tun, dass Sie sich mit einem Besuch in der Klosterkirche eine Reise nach Rom sparen können.

von  Daniela Bianca Gierok , Ralf H. Dorweiler , 23. Mai 2013
  
Die barocke Klosterkirche Mariä Himmelfahrt in St. Märgen im Schwarzwald
© Ralf H. Dorweiler

Matthias Faller lebte von 1707 bis 1791, womit er ein für diese Epoche sehr bemerkenswertes Alter erreichte. Dass der Klosterbildhauer und Holzschnitzer der „Herrgottsschnitzer des Schwarzwalds“ genannt wird, kommt nicht von ungefähr.

In Süddeutschland gehörte er zu den bedeutendsten Vertretern seiner Kunst, wovon man sich im Kloster St. Märgen ein eindrucksvolles Bild machen kann. Mehrere Altäre sind in der Klosterkirche Mariä Himmelfahrt zu bewundern. Und das, obwohl sie 1907 – nicht zum ersten Mal – abgebrannt war. Einige Werke des Meisters konnten nämlich aus den Flammen gerettet werden, die Kirche wurde sofort liebevoll wiederhergestellt. Die detaillierten Schnitzarbeiten sollte man nicht von ganz nah bewundern wollen und schon gar nicht „mal anfassen“. Die Altäre sind mit Alarmanlagen gesichert.

In einer der Seitenkapellen findet sich das sogenannte Gnadenbild, eine romanische Muttergottesfigur, die seit Entstehung der Klosteranlage um das Jahr 1100 alle Brände überstanden hat. Zwischendurch war sie nach Freiburg ausgelagert. Doch holte man sich diesen Schatz vor fast dreihundert Jahren wieder zurück nach St. Märgen, wo sie auch in der heutigen Zeit den Grund für die Wallfahrten zur Klosterkirche darstellt.

Die südliche Seitenkapelle ist Josef gewidmet. Dort kann man eine etwas gruselige Entdeckung machen. Im Schrein liegt hinter Glas ein Skelett, das mit Brokatstoff überzogen ist. Es handelt sich um den Heiligen Constantius. Ob die reich geschmückten Knochen tatsächlich einem Mann dieses Namens gehörten und der so gut war, dass er das Attribut heilig verdient hat, wagen wir nicht zu beurteilen. Klar ist allerdings, dass man zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert gerne Skelette aus dem römischen Katakomben importierte. Das sollte die Pilgerreise zu den Märtyrern in Rom ersparen. Der Barock- und Rokokobildhauer Faller selbst wurde auf eigenen Wunsch direkt an der Klostermauer begraben.

Übrigens:

Einiges zu lernen über das Kloster und seinen berühmten Bildhauer gibt es im Klostermuseum. Mit ihrer Hochschwarzwald Card haben Sie hier freien Eintritt. Wenn Sie noch mehr barock-pompöse Schnitzereien sehen wollen, besuchen sie auch die Ohmenkapelle. Vom Kloster aus ist es dorthin nur ein kleiner Spaziergang.

Gut zu wissen

Anfahrt zum Kloster: Mitten in St. Märgen treffen die Landstraßen L128 und L127 aufeinander. Letztere führt nach St. Peter, die L128 zur B31 (die Freiburg und Titisee-Neustadt verbindet) oder zur B500. Das Kloster in St. Märgen kann man nicht verpassen. Parken können Sie auf einem Parkplatz am Ortseingang an der L128 oder am Kirchplatz mitten im Ort. Adresse: Rathausplatz 1, 79274 St. Märgen

Öffnungszeiten des Klostermuseums: 

Geöffnet vom 1. Mai bis 1. November, Mittwochs und Donnerstags von 10 bis 17 Uhr, ganzjährig an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 13 Uhr (Karfreitag und 1. Weihnachtsfeiertag geschlossen). In den Herbst- und Weihnachtsferien, Fastnachts- und Osterferien hat das Museum jeweils Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 17 Uhr offene Pforten. Führungen gibt es an jedem Öffnungstag um 11 Uhr.

Führungen durch die Klosterkirche werden vom 1. Mai bis 1. November Mittwochs von 17.30 Uhr an auf Spendenbasis angeboten.

Über die Autoren

Daniela Bianca Gierok (Texte) wurde 1973 im Ruhrgebiet geboren, wo sie schon früh erste journalistische Erfahrungen für die WAZ machte. Statt in die Redaktion zog es sie aber zuerst nach Köln, wo sie zuerst Jazz- und  dann Operngesang studierte. Eine Anstellung an der Basler Oper führte die Diplom-Sängerin in den Schwarzwald – der zur geliebten Heimat geworden ist. Folgen Sie Daniela auf Google+

alle Reiseberichte des Autors

Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in Nastätten im Taunus, wuchs in der Nähe der Loreley auf und studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Seit acht Jahren lebt er mit seiner Familie und dem "echten" Basset Dr. Watson im Südschwarzwald. Er arbeitet als Redakteur für eine badische Tageszeitung und schreibt Kriminalromane. Folgen Sie Ralf auf Google+

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