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Friedenweiler: Die Ruheoase im Hochschwarzwald

Der Klang der Stille

Es scheint nicht ungewöhnlich, dass ein Ort mit einem solch wohlklingenden Namen auch dem Besucher ein Gefühl des Friedens vermittelt. In Friedenweiler und seinen Ortsteilen Rötenbach und Kleineisenbach kann es zwar auch einmal laut werden, aber eine wundersame Stille beruhigt an vielen Orten ungemein.

von  Ralf H. Dorweiler , Daniela Bianca Gierok , 08. Oktober 2013
  

Rötenbach, ein Ortsteil von Friedenweiler, konnte sich bis vor kurzem rühmen, die größte Geige der Welt zu besitzen. Handwerker hatten das 6,30 Meter hohe Instrument geschaffen, das nach drei Jahren Wind und Wetter zu verrotten begann. Ganz anders als die Geigen, die heute noch großes Renommee besitzen und aus Rötenbach stammen: Von dem berühmten Geigenbauer Johann Straub (selbst Beethoven spielte eine Bratsche von ihm) und seinen Nachfahren. Mit Georg Straub starb das Handwerk 1854 zuerst aus, doch Josef Bier nahm es 1929 wieder auf. Leider ist es um den Geigenbau in Rötenbach ruhig geworden – und auch das Rieseninstrument wurde inzwischen abtransportiert.

Ganz besonders ruhig scheint es auf das erste Lauschen auf den Rötenbacher Wiesen zu sein. Diese unter Naturschutz stehenden Flächen bieten Lebensraum für zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Auf Flachmooren, Pfeifengraswiesen und Bachgrasdistelwiesen tobt nicht der Bär, dafür aber kleineres Leben: Braunkehlchen und der vom Aussterben bedrohte Wachtelkönig sind hier zuhause. Die gefleckte Heidelibelle, seltene Heuschreckenarten und Schmetterlinge fühlen sich wohl. Es soll alleine mehr als 50 verschiedene Tagfalterarten geben.

Während es am Friedenweiler Klostersee, dem wahrscheinlich schönsten Freibad im Hochschwarzwald, auch schon mal laut hergehen kann, wird es außerhalb des Orts sehr bedächtig. Dort findet man ein Stück Natur, das ebenfalls der Ruhe dient - der ewigen Ruhe. Aus dem Gedanken, am Fuß eines Baumes beerdigt zu werden, ist Wirklichkeit geworden. Friedwald heißt eine namensrechtlich geschützte Version dieser Form der Bestattung. Und eben ein solcher liegt auf der Gemarkung Friedenweilers. Von einem kleinen Parkplatz gelangt man direkt in das kleine Waldstück, in dem der Besucher keine Grabsteine oder -kreuze findet, nur ab und an dezente Markierungen an den Bäumen. Was diese besondere Bestattungsform in der Natur bei immer mehr Menschen attraktiv macht: die Grabpflege fällt weg. Billig kommt man hier aber deswegen nicht davon, möchte man sich solch eine letzte Ruhestätte erwerben. Über die Vor- und Nachteile kann man ja in Ruhe bei einem Spaziergang nachdenken. 

Übrigens: Friedenweilers Ortsteil Rötenbach ist auch Ausgangspunkt für eine Wanderung durch die wildromantische Rötenbachschlucht, die schließlich in den westlichen Ausläufer der nahen Wutachschlucht mündet, den Grand Canyon des Schwarzwaldes. Schöne Wege, Holzbrücken und vor allem lebhafte Wasserfälle lassen Wanderfreunde auf ihre Kosten kommen.

Gut zu wissen

Anfahrt: Von Neustadt aus nimmt man die L172 Richtung Eisenbach. Nach knapp 4 Kilometern geht es rechts ab nach Friedenweiler. (Die erste Möglichkeit links führt zu dem kleinen Parkplatz am Friedwald). Lässt man den Ort Friedenweiler rechts liegen und bleibt auf der Straße, gelangt man automatisch nach Rötenbach.

Besichtigungen Friedwald: Erfahrene Förster führen Interessenten durch den Friedwald und erzählen über Eigenarten des Standorts, die Bäume und die Möglichkeiten der Gräber. Auch im Winter gibt es Termine, allerdings ist eine Anmeldung erforderlich.

Über die Autoren

Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in Nastätten im Taunus, wuchs in der Nähe der Loreley auf und studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Seit acht Jahren lebt er mit seiner Familie und dem "echten" Basset Dr. Watson im Südschwarzwald. Er arbeitet als Redakteur für eine badische Tageszeitung und schreibt Kriminalromane. Folgen Sie Ralf auf Google+

alle Reiseberichte des Autors

Daniela Bianca Gierok (Texte) wurde 1973 im Ruhrgebiet geboren, wo sie schon früh erste journalistische Erfahrungen für die WAZ machte. Statt in die Redaktion zog es sie aber zuerst nach Köln, wo sie zuerst Jazz- und  dann Operngesang studierte. Eine Anstellung an der Basler Oper führte die Diplom-Sängerin in den Schwarzwald – der zur geliebten Heimat geworden ist. Folgen Sie Daniela auf Google+

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Friedenweiler

Friedenweiler

Friedenweiler im Schwarzwald: Der Name Friedenweiler wurde erstmals im Jahre 1123 n.Chr. in einer Tauschurkunde erwähnt. Die Geschichte der Gemeinde wurde maßgeblich durch die Gründung eines Frauenklosters der Benediktinerinnen geprägt.

Freibad Friedenweiler

Direkt am idyllischen Klostersee gelegenes, beheiztes Freibad mit sonnigem Terrassencafé. Der Klostersee ist für sein weiches Wasser bekannt und wird seit etwa 1850 als Badesee genutzt. Auf dem Floß in der Seemitte lässt es sich prächtig sonnenbaden.

Das beheizte Freibecken ist 25 m lang und 12,5 m breit. Für Kinder stehen Wasserspielsachen zur Verfügung. Der Klostersee hält viele einsamen Uferecken bereit und kann auch mit dem Ruderboot erkundet werden. Für Mutige steht ein 3 Meter-Sprungbrett zur Verfügung.

Rötenbachschlucht

frei zugänglich / immer geöffnet

Die Rötenbachschlucht mündet nach 5,5 km in die Wutachschlucht. Besonders der untere Bereich des Baches hat sich tief ins Gebirge eingegraben. Über 7 Brücken und auf engen, anspruchsvollen Pfaden geht es hinunter.

Unser Wandertipp zur Rötenbachschlucht