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St. Peter: Kapelle St. Ursula

Die Kleine im Schatten der Großen

An der barocken Klosterkirche kommt man in St. Peter nicht vorbei. Zigtausende Besucher nehmen jedes Jahr alleine an den Führungen durch die herrschaftliche Kirche, die Rokokobibliothek und den Fürstensaal der ehemaligen Benediktinerabtei teil. Etwas versteckt liegt die kleine Schwester St. Ursula, ein Ziel für die stilleren Momente.

von  Daniela Bianca Gierok , Ralf H. Dorweiler , 17. Mai 2013
  

Den Wintersportler erfreut in St. Peter nicht nur die schneereiche Lage, sondern vor allem der Blick auf das Dorf mit seiner einzigartigen, fast 1000 Jahre alten Klosteranlage. Ihr heutiges Erscheinungsbild mit den charakteristischen Zwiebeltürmen geht auf das frühe 18. Jahrhundert zurück. Heute beherbergt das Haus das „Geistliche Zentrum“ der Erzdiözese Freiburg.

Hierher zieht es Menschen, die für ein paar Tage Ruhe oder theologische Fortbildung suchen. Hier treffen sich aber auch Priester zu ihren Sabbattagen; Schreibseminare und Tanztage stehen auf der Agenda. Sogar ganze Ausbildungen, wie die zum „Geistlichen Helfer“ kann man absolvieren. Dass die Kirche mit der Zeit geht, sieht man vor allem daran, dass einem hier nicht nur in die Ehe hinein, sonder mit „Scheidungsseminaren“ auch wieder heraus geholfen wird.

Wer auf der Suche nach Ruhe und Einkehr nicht gleich ein ganzes Seminar buchen möchte, der wendet sich am besten ab von der rege frequentierten Barockkirche und Klosteranlage und geht über den Bertholdsplatz durch einen Torbogen zur Kapelle St. Ursula.

Viermal war der Klosteranlage der Benediktiner über die Jahrhunderte durch Feuer zugesetzt worden. Abt Paulus Pastor schwor 1690, eine Kapelle zu Ehren der heiligen Ursula zu  bauen, wenn das Kloster diesmal unversehrt bliebe. Es überstand heil, aber der Abt verstarb, ohne sein Versprechen einlösen zu können. Erst 1720 wurde mit dem Bau der Kapelle begonnen. Zeitgleich startete der Abt Ulrich Bürgi den Bau der barocken Klosterkirche St. Peter und Paul. Auch damals schon, zu Zeiten der Frondienste, stieß nicht jedes Großbauvorhaben auf Gegenliebe in der Bevölkerung. Im Dorf hält sich bis heute hartnäckig, dass die Kapelle St. Ursula nur gebaut wurde, damit die Mönche „unter sich“ bleiben konnten. Mittlerweile nutzen die St. Petermer ihre mit einem Wechselaltar versehene barocke Klosterkirche längst wieder selbst mit Stolz als Pfarrkirche. Die Kapelle wird ökumenisch genutzt, und steht darüber hinaus von April bis Oktober den ganzen Tag offen für Gebet und Besichtigung.

Übrigens:

Die sanften Hügel am Hornweg sind ideal, um entspannt auch mit den Jüngsten Spaß zu haben. Neben dem malerischen Blick über St. Peter bietet der Rodelberg im Winter kindgerechte Abfahrten. Spaziergänger und Rodler halten auch gerne inne, wenn sie die Glöckchen der herannahenden Pferdegespanne hören. Tief eingemummelt kann man sich von Schwarzwälder Füchsen durch die bezaubernde Schneelandschaft ziehen lassen, immer mit herrlichem Blick auf die charakteristischen Zwiebeltürme der Klosterkirche. Oben auf der Höhe hat man auch eine schöne Aussicht aufs Glottertal und sieht den Carlsbau, der vielen noch als „Die Schwarzwaldklinik“ ein Begriff sein dürfte.

Aber nicht nur sanfte Hänge erwarten den Besucher. Am Kandel, auf Gemarkung von St. Peter bringt der Schwarzmooslift mutige Skifahrer zur steilsten Abfahrt des Hochschwarzwalds (schwarze Piste).

Gut zu wissen

Schlitten- und Kutschfahrten: finden Sie überall im Hochschwarzwald, oft mit Schwarzwälder Füchsen als Zugpferde. Am besten ruft man einen Tag vor der gewünschten Ausfahrt an und vereinbart einen Termin. In St. Peter kann man etwa mit Ernst Heitzmann unterwegs sein, Glottertalstraße 22, Telefon: 07660/381

Anfahrt: Am Bertholdsplatz an der Zähringer Straße führt ein unscheinbarer Torbogen zur St. Ursulakapelle

Öffnungszeiten der Kapelle: April bis Oktober tagsüber geöffnet

Über die Autoren

Daniela Bianca Gierok (Texte) wurde 1973 im Ruhrgebiet geboren, wo sie schon früh erste journalistische Erfahrungen für die WAZ machte. Statt in die Redaktion zog es sie aber zuerst nach Köln, wo sie zuerst Jazz- und  dann Operngesang studierte. Eine Anstellung an der Basler Oper führte die Diplom-Sängerin in den Schwarzwald – der zur geliebten Heimat geworden ist. Folgen Sie Daniela auf Google+

alle Reiseberichte des Autors

Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in Nastätten im Taunus, wuchs in der Nähe der Loreley auf und studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Seit acht Jahren lebt er mit seiner Familie und dem "echten" Basset Dr. Watson im Südschwarzwald. Er arbeitet als Redakteur für eine badische Tageszeitung und schreibt Kriminalromane. Folgen Sie Ralf auf Google+

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Die Pfarrkirche Peter und Paul in St. Peter ist ein einzigartiges Zeugnis barocker Architektur im gesamten süddeutschen Raum.