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Titisee-Neustadt: Das olympische Dorf

Hoch hinaus und weit hinunter

Bevor man mit einem grandiosen Blick über Neustadt belohnt wird, hat Gott den Aufstieg gesetzt. Die Hochfirstschanze in Titisee-Neustadt hat einen größtenteils angenehm zu gehenden Weg, bei dem sich auch schon vor der Ankunft ganz oben ein Blick nach unten lohnt. Oben angekommen findet sich das „Olympische Dorf“, wie es eher scherzhaft genannt wird.

von  Daniela Bianca Gierok , Ralf H. Dorweiler , 16. Mai 2013
  

Auf der Liste der größten Skisprungschanzen der Welt erreicht die Hochfirstschanze von Titisee-Neustadt immerhin Platz 12. Im Schwarzwald ist sie unangefochten die Nummer Eins. Der Schanzenrekord liegt bei 150 gesprungenen – und gestandenen Metern. Die jährlichen Weltcup-Springen locken Tausende Fans und Wintersportbegeisterte an. Was nur wenige wissen: Neustadt hat ein „Olympisches Dorf“, ohne je Ausrichtungsort von Olympischen Spielen gewesen zu sein. Tatsächlich sind die Hütten am Weg der Absprungschanze weder olympisch noch ein Dorf. 15 mit roten Ziegeln gedeckte Holzhäuschen stehen da in direkter Reihe und dienen den Teams während der Springen als Aufenthaltsorte. Die Hüttchen tragen – um Verwechslungen vorzubeugen – nach Austragungsorten von Olympischen Winterspielen gewählte Namen.

Vielleicht ist das Olympische Dorf nicht gerade ein Ort, den man unbedingt besucht haben muss, aber wie so oft gilt auch hier: der Weg ist das Ziel. Und der birgt eine konditionelle Herausforderung. Im Winter darf nicht zu viel Schnee gefallen sein, weil der auf der rechten Seite der Hochfirstschanze den Hang hinaufführende Treppenweg nicht immer geräumt ist. Unten wird übrigens bei jedem Winterwetter Schnee produziert. Die Schneemaschine türmt einen großen Berg auf, der mit speziellen Folien bedeckt dort übersommert, damit der nächste Weltcup nicht an fehlendem Weiß scheitern kann. Je weiter man aber auf dem Schanzenweg vorankommt und selbst den Aufstieg an den Markierungen kontrolliert, umso allgegenwärtiger wird bei der Pause samt Blick ins Tal der Gedanke, dass wohl nur Verrückte diesen Sport ausüben können. Hoch oben am Schanzentisch angekommen, dem Absprungpunkt der Skispringer, nimmt einem die Steile des Anlaufs, der noch vor einem in die Höhe ragt, fast den Atem. Die meisten Wanderer nehmen bei dieser Besichtigung wohl Abstand vom Plan, es einmal selbst zu versuchen und wandern gerne entspannt auf einem breiten Waldweg zurück zum Ausgangspunkt im Tal.

Übrigens:

Es heißt, der Name des Titisees könnte von dem römischen Feldherrn Titus abgeleitet sein, der bei einem Feldzug an seinen Ufern gelagert haben soll. Der sicher nicht unter archäologischer Aufsicht entstandene Nachbau einer römischen Galeere, mit der man - ohne sich an den Rudern auspeitschen lassen zu müssen - eine gemütliche Rundfahrt über den See machen kann, hat auch den Namen „Titus“ bekommen.

In Neustadt sollten Sie einmal die Farbgebung der Häuser genauer unter die Lupe nehmen. Albi Meier, ein Landschafts- und Uhrenschildmaler hat die Initiative Hello Yellow ins Leben gerufen. Das Ziel: Möglichst viele Häuser sollen in 20 verschiedenen Gelbtönen erstrahlen. Mittlerweile sind schon eine ganze Menge gelbe Fassaden zusammengekommen.

Gut zu wissen

Anfahrt zur Hochfirstschanze: Die Hochfirstschanze ist gut ausgeschildert. Einfach den braunen Wegweisern folgen. Sie liegt an der Schützenstraße.

Öffnungszeiten: Der Weg hinauf ist das ganze Jahr geöffnet, wird aber im Winter nicht immer geräumt. Sollte viel Schnee liegen, lohnt vielleicht im Vorfeld die Nachfrage bei der Tourist-Information.

Bootsfahrten: Das Ausflugsboot „Titus“ fasst 80 Passagiere und startet in der Regel jede halbe Stunde am Anleger von der Seestraße in Titisee. Mit der Hochschwarzwald Card können Sie die Rundfahrt sogar kostenlos genießen.

Über die Autoren

Daniela Bianca Gierok (Texte) wurde 1973 im Ruhrgebiet geboren, wo sie schon früh erste journalistische Erfahrungen für die WAZ machte. Statt in die Redaktion zog es sie aber zuerst nach Köln, wo sie zuerst Jazz- und  dann Operngesang studierte. Eine Anstellung an der Basler Oper führte die Diplom-Sängerin in den Schwarzwald – der zur geliebten Heimat geworden ist. Folgen Sie Daniela auf Google+

alle Reiseberichte des Autors

Ralf H. Dorweiler, geboren 1973 in Nastätten im Taunus, wuchs in der Nähe der Loreley auf und studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Seit acht Jahren lebt er mit seiner Familie und dem "echten" Basset Dr. Watson im Südschwarzwald. Er arbeitet als Redakteur für eine badische Tageszeitung und schreibt Kriminalromane. Folgen Sie Ralf auf Google+

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Deutschlands größte Naturskisprungschanze, auf der regelmäßig internationale Wettbewerbe stattfinden.