Das Rezept gegen Winterdepression kannten schon die alten Hochschwarzwälder: „Dann aber kam jene Reihe strahlender Sonnentage, ach, es war ein Wetter, bei dem man gleich ein anderer Mensch war. Drunten wogte ein endloses Nebelmeer überm Land bis zu den fernen Vogesen, doch das Dorf lag sicher auf seiner Höhe und schaute gelassen dem Spiel von Ebbe und Flut zu“, schrieb vor mehr als einem halben Jahrhundert der damalige St. Märgener Förster Fritz Hockenjos: „Jetzt hatten sie alle heitere Gesichter und dachten bisweilen mitleidig daran, dass auf dem Grunde des grauen und kalten Meeres auch Menschen lebten. Und die Gäste aus der Stadt, die das Dorf bevölkerten, lagen in den Stühlen vor den Gasthäusern und hielten die öltriefenden Gesichter der Sonne hin, andächtig wie bei einem Gottesdienst.“
Die Leute wussten halt damals schon, was gut ist, und heute gilt das umso mehr. In St. Märgen eignen sich nicht nur die Terrassen der Gasthäuser zum Sonne tanken, sondern ebenso der wunderbare Kapfenberg, wo man es sich auf der Bank vor der Kapfenkapelle bequem machen kann – der Ort hat nur einen Nachteil: Man muss es schaffen, durch den Schnee hinaufzustapfen.
Etwas einfacher zu erreichen ist das oberhalb von St. Märgen liegende Birkwegeck, dort hat man bei voller Sonnenstrahlung einen wunderschönen Blick auf St. Märgen und St. Peter, zum Feldberg und dem Schauinsland – während sich unterm Nebel das Dreisamtal verbirgt. Oder man fährt gleich auf den Feldberg – da scheint nämlich noch die Sonne, wenn selbst St. Märgen im Nebel versinkt: Am Feldberg mag ich die Terrasse der Todtnauer und der Wilhelmer Hütte, aber noch mehr den Gipfel – wobei dort die Sitzmöglichkeiten etwas rar gesät sind. Und es muss windstill sein. Oft aber tost der Wind über den kahlen Gipfel, sodass man sich selbst bei Sonne lieber gleich in den Windschatten der Gasthäuser verzieht.
Oder man versucht es mit der Liegehalle in Hinterzarten – eine offene Holzhütte am Ortsrand, geschützt, zur Sonne ausgerichtet und voll mit Sonnenliegen – was will man mehr? Ach ja, stimmt, Aussicht: Die Fahrenberger Höhe bei Breitnau hat nicht nur einen umwerfenden Fernblick über Breitnau und Hinterzarten bis hinauf zum Feldberg zu bieten, sondern auch eine vier Meter lange Sonnenliege – die Vitra-Design-Bank. Im Winter ist die Fahrenberger Höhe am besten auf Langlaufski von der Thurnespur aus erreichbar oder von Breitnau mit Schneeschuhen. Überhaupt ist die wohl stilvollste Art, im winterlichen Hochschwarzwald Sonne zu tanken: sich dabei zu bewegen.
Wer das nicht selbst tun mag auf den Winterwanderwegen, Loipen oder Abfahrtspisten, sollte einfach mal bei Toni Kiefer in Schluchsee vorbeischauen. Er bietet nämlich Fahrten im offenen Pferdeschlitten rund um den Schluchsee an. Da kann keine fest installierte Bank mithalten.