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Eisklettern im Schwarzwald

Klettergerüste aus Eis

Es ist glatt. Es ist kalt. Manchmal ist es nass. Und gefährlich ist es obendrein: Eisklettern.

von  Patrick Kunkel , 04. Dezember 2014
  

Menschen wie Herbert Steiger aus Todtnau zaubert allein der Gedanke an diese Spielart des alpinen Kletterns ein Lächeln ins Gesicht. Herbert ist passionierter Hochschwarzwälder Kletterer und im Winter legt er mitnichten eine Pause ein – er dreht den Wasserhahn auf: „Sobald das Thermometer ein paar Tage lang unter fünf Grad Minus oder weniger anzeigt, lassen wir über ein Verteilersystem Quellwasser über den Kälberfelsen in Utzenfeld rieseln“, erklärt Herbert.

Seit über 10 Jahren verwandeln die Kletterfreunde Todtnau den über 20 Meter hohen Felsen in Utzenfeld in ein Klettergerüst aus Eis. Der Kälberfelsen ist bei guten Bedingungen von einer dicken Eisschicht überzogen, dann hängen dicke Eiszapfen wie gigantische Orgelpfeifen am Granit und Kletterer aus ganz Deutschland kommen hierher gepilgert, um eine der vielen möglichen Routen in Angriff zu nehmen. Herbert klettert seit über 50 Jahren: in den Alpen, im Schwarzwald, und inzwischen ist er über siebzig Jahre alt, doch noch immer so oft wie möglich draußen im Fels mit Seil und Helm. Für ihn besteht der besondere Reiz der Eiskletterei darin, dass es so anders sei, als das Klettern an Felsen. „Man benötigt Eispickel und Steigeisen. Und es gehört viel Erfahrung dazu, denn man muss einschätzen können, ob das Eis trägt, oder nicht. Auch die Absicherung mit Eisschrauben ist nicht einfach. Allerdings muss man das bei uns am Felsen nicht. Wir können hier die Sicherung von oben mit einem Seil machen.“

In manchen Winter sei die Wasserleitung eingefroren: "Wir haben halt ein bisschen rumexperimentiert", sagt Herbert: "Jetzt klappt alles, sogar aus Andermatt haben sie schon angefragt, die wollen auch so einen Felsen", meint er verschmitzt. Denn im Gegensatz zu gefrorenen Wasserfällen bietet so ein Eisfelsen durchaus Vorzüge: "Er liegt schön schattig, da kommt den ganzen Winter keine Sonne hin und deshalb hält sich das Eis besonders lang“, erklärt Herbert. Natürliche Eisklettermöglichkeiten im Hochschwarzwald sind etwa der 97 Meter hohe Todtnauer Wasserfall, der Zweribachfall bei St. Peter oder der Triberger Wasserfall im Mittleren Schwarzwald. „Das Klettern dort ist natürlich besonders spannend. Doch es kommt gar nicht so oft vor, dass an den Wasserfällen gute Bedingungen herrschen," sagt Herbert: „Da scheint die Sonne darauf und am Wasserfall läuft natürlich auch Wasser, so dass man nie genau weiß, wie dick das Eis ist, weil es immer unterspült wird. Bei uns wissen wir genau, wenn die Eisschicht zu dünn ist und es zu gefährlich wird.“ Beruhigend.

Gut zu wissen

Eisklettern am Todtnauer Eisfelsen sowie am Todtnauer Wasserfall. Informationen: Kletterfreunde Todtnau, Tel. +49 7674 1234

Am Eisfelsen ist eine Voranmeldung erwünscht, besonders bei größeren Gruppen. Die Kletterfreunde organisieren auch Flutlichtabende.

Über den Autor

Patrick Kunkel ist Reisejournalist aus Freiburg im Breisgau. Am liebsten erkundet er die Welt mit dem Fahrrad oder mit Wanderschuhen an den Füßen. Er lebt und arbeitet derzeit in Bilbao, Nordspanien und reist von dort regelmäßig in seine Lieblingsregion – den Schwarzwald. Folgen Sie Patrick auf Google+

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