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Endlich wieder da!

Langlaufen im Hochschwarzwald ist besser als Hopsen am Atlantik

Ich muss absurd aussehen: Bei jedem Schritt mache ich einen Hopser während ich mit den Armen die imaginären Skistöcke kräftig nach hinten wegdrücke. Die Leute gucken schon ganz komisch. Meine Joggingstrecke steigt leicht an und ich versuche mich gerade auf den Langlaufurlaub im Hochschwarzwald vorzubereiten: Schnee! Winter! Tannenwälder!

von  Patrick Kunkel , 28. März 2014
  

Es braucht schon viel Phantasie, um sich ins Hochschwarzwälder Winterwunderland reinzudenken. Hier an der immergrünen baskischen Steilküste. Unten branden die Atlantikwellen mit voller Wucht gegen die Felsen, das Meer brodelt und schäumt, Gischt spritzt, ein starker, aber milder Wind weht mir ins Gesicht und in der Ferne tutet eines der mächtigen Frachtschiffe, die Tag für Tag den Hafen von Bilbao anlaufen. Möwen kreischen – klingt das nicht wie die lauten Brunftschreie der Gämsen im Feldberggebiet?

Nein, den Hochschwarzwald kann man nicht einfach so im Kopf erstehen lassen. Herbeiphantasieren - und zack! - ist da der schönste Winter im Kopf! Selbst Abends, mit Strohschuhen aus Oberwinden an den Füßen und Tannenzäpfle in der Hand (dem letzten aus meinem Geheimvorrat), will sich das Schwarzwaldfeeling nicht so recht einstellen. Kein Wunder, bei dem Blick aufs Meer.
Anderthalb Jahre wohne ich nun schon in Nordspanien. Das ist schön. Zwei Jahre stand ich nicht mehr auf meinen Langlaufski. Das finde ich ehrlich gesagt weniger schön. Seit wir hier leben ärgern mich meine Freunde aus Freiburg im Winter mit fiesen e-Mails und SMS: „Neuschnee am Notschrei – bist Du dabei? Hahaha!“ „Hi Patrick. Foto von unterwegs: Alpensicht!“ „Zwei Meter Schnee auf dem Feldberg. Blauer Himmel. Sonnenschein. Bin heute auf der Loipe! Wo steckst Du?“ Dazu so ein blödes, lachendes Gesicht ;-)
Selten so gelacht. Hahaha.

Einmal habe ich es versucht und bin auf einen Berg ganz in der Nähe von Bilbao gefahren. Bloß 80 Kilometer. Wundervoll einsam war es da und außer mir niemand unterwegs. Dummerweise galt das auch für den Loipenbully. Der war auch nicht unterwegs und die Loipe war geschlossen, trotz ausreichend Schnee: „Zu wenig zahlende Gäste, lohnt sich nicht“, brummte ein Anwohner freundlich. Auch egal, die Strecke wäre ohnehin nur fünf Kilometer lang gewesen, der Eintritt dafür 10 Euro hoch.

Ach, Hochschwarzwald! Du, und deine kostenlosen, endlos langen Loipen!
Hat natürlich nicht geklappt. Im milden baskischen „Winter“ nachzuholen, was nicht nachzuholen ist und die optimale Langlaufform zu erreichen. Wobei die Latte inzwischen tief liegt. „Optimal“ wäre schon, nicht bereits nach hundert Metern auf dem Hintern zu landen und schmerzfrei eine kleine Runde drehen zu können, sagen wir mal 10 Kilometer. Das wär' doch schon was!
Zwei Wochen später: Äulemer Kreuz, oberhalb von Schluchsee. Eine Langlauftour mit Sven aus Freiburg. Wir wollen bis zum Caritashaus am Feldberg fahren und wieder zurück, und dazwischen ein paar Schleifen drehen. In den Händen halte ich echte Skistöcke, an den Füßen nagelneue Madshus-Ski. Und Schnee! Frische Bergluft. Wälder. Hurra!

Dann: Ein Schritt. Zweiter Schritt. Stockstoß! Und da segle ich schon mit den Händen voran in den tiefen Schnee neben der Loipe.
Sven lacht. Ich auch. Also nochmal, vielleicht nicht gleich so schnell? Wie war das noch mit dem Gleiten? Bald finde ich den gleichmäßigen Langlaufrhythmus wieder. Den ich vor zwei Jahren hatte. Klappt doch! Ein Hopser. Abstoßen. Gleiten. Dann der Stock! Und wieder abstoßen. Und wieder, und wieder.

Und endlich wieder da!

Über den Autor

Patrick Kunkel ist Reisejournalist aus Freiburg im Breisgau. Am liebsten erkundet er die Welt mit dem Fahrrad oder mit Wanderschuhen an den Füßen. Er lebt und arbeitet derzeit in Bilbao, Nordspanien und reist von dort regelmäßig in seine Lieblingsregion – den Schwarzwald. Folgen Sie Patrick auf Google+

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