Die Bodendielen knarzen und die Decke in der Gaststube ist so niedrig, dass sich große Menschen beim unbedachten Eintreten die Stirn stoßen. 380 Jahre alt ist das Obere Wirtshaus „Zum Hirschen“ in Langenordnach, die Wände sind mit Schindeln verkleidet und ducken sich unter dem tief heruntergezogenen Walmdach: „Seit dreißig Jahr' hen mir Zentralheizung“, sagt Seniorchef Max Schwab: „Bis dahin ist die ganze Stube immer um den Ofen rumgsesse.“ Heute sind auch die Plätze am Fenster schön warm: „Jetzt hen mir unter de' Bänke so Heizschlange', jetzt isch's dort au' warm, gell“ - doch der große grüne Kachelofen ist bis heute der wichtigste Ort in der Stube: Hier ist der Stammtisch.
Der Ofen hat sei wenigstens über 100 Jahre alt, sagt Max Schwab. „Früher habe' wir auch Brot gebacken. Das geht heute ja alles nicht mehr. Aber mir heize' jeden Tag noch ein und wenn jetzt Leut' komme', die wolle' nur um de' Kachelofe' sitze'“, sagt der alte Wirt: „Weil's warm isch! Eine schöne Wärme. Die Leut' wolle de Rücke' warm mache.“
Früher war die die Gaststube zugleich auch die Stube der Familie gewesen, sagt Hirschenwirt Klaus Schwab, der Sohn von Max. Er zeigt ein altes Schwarzweißfoto, auf dem seine Mutter und seine Schwester vor gut 50 Jahren am Kachelofen sitzen. Die Mutter sitzt auf der Holzbank und liest Zeitung, das katholische St. Konradsblatt, während am Holzgestänge über dem Ofen Wäsche trocknet.
Bis vor zwanzig Jahren kroch ein Ofensetzer noch regelmäßig ins innere des Ofengewölbes, um die Fugen mit Ofenlehm von Innen zu verschmieren. Bis die Tür des Ofens ersetzt worden sei, sagt Max Schwab: „Jetzt isch die Tür zu klein, da passt keiner mehr durch.“ Im Ofen wurde damals auch Brot gebacken, doch dazu habe heute keiner mehr Zeit – schade eigentlich!
Auch am Stammtisch haben sich die Zeiten geändert: „Die Leut' habe' damals noch die ganze Nacht durch Karte' gespielt. Des macht heut' au' keiner mehr.“ Allerdings ist daran nicht die Zentralheizung schuld, sondern, so ist sich Max Schwab sicher: „Es will keiner mehr nach ein paar Bier mit dem Auto heimfahre'. Und außerdem habe' die Leut' heut' viel mehr zu tun.“
Zu Teil II: Auf der warmen Ofenbank, Teil 2: Zum Ahorn