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Rodeln im Hochschwarzkalt

Viereinhalb Kilometer Rodelspektakel

Ein Hochschwarzwald-Winter ohne wenigstens eine ordentliche Schlittenabfahrt? Undenkbar! Die längste Abfahrt befindet sich am Feldberg: Der Todtnauer Hüttenweg.

von  Patrick Kunkel , 04. Dezember 2014
  
Rodelstrecke vom Feldberg-Gipfel zur Todtnauer Hütte
Vom Gipfel brettere ich die einen Kilometer lange, ziemlich steile und schnelle Abfahrt bis zur Todtnauer Hütte hinunter. Und von dort schlängelt sich der Weg weitere dreineinhalb Kilometer lang bergab. - © Conny Gröbler

Mit winterlichen Adrenalinkicks kennt sich Conny Gröbler, Wirt der Todtauer Hütte am Feldberg, bestens aus. Er war früher einmal Hubschrauberpilot, heute lenkt er schnelle Motorschlitten über vereiste Forstwege und ist jeden Tag mit seinem tonnenschweren Loipenspurgerät in den steilsten Hängen des Hochschwarzwalds unterwegs. “Aber nichts kommt an eine gescheite Abfahrt auf unserer Rodelpiste heran”, sagt Conny.

Wenn die Wetterbedingungen stimmen, dann walzt Conny vom Feldberggipfel aus die längste Naturrodelstrecke des Hochschwarzwalds. Hoch muss man laufen, aber was gibt es schöneres, als einen Spaziergang durchs Hochschwarzwälder Winterwunder, mit knirschendem Schnee unter der Wanderschuhen und Alpenpanorama vom kahlen Buckel des Feldberg aus? Meinen alten Davosschlitten ziehe ich hinter mir hinauf auf den Gipfel, oben fette ich die Kufen schön mit einer Speckschwarte ein – so wie wie früher auf unserer Kinderrodelbahn. Wer weiß, ob das was bringt? Damals endete die Einfetterei jedenfalls mit einer Flugeinlage hinter dieser üblen Linkskurve – und einer ordentlichen Gehirnerschütterung.

Vom Gipfel brettere ich die einen Kilometer lange, ziemlich steile und schnelle Abfahrt bis zur Todtnauer Hütte hinunter. Und von dort schlängelt sich der Weg weitere dreineinhalb Kilometer lang bergab. Fühlt sich gut an – wie geschmiert! Einmal ist es richtig kanpp in einer engen Kurve. Es ist klirrend kalt und die Strecke schnell und hart. Schneekristalle spritzen ins Gesicht und links und rechts huschen Baumstämme vorbei. Gut 400 Höhenmeter weiter unten an der Bundesstraße zwischen Feldberg Ort und Fahl komme ich zum Stehen. Conny hat recht. An solch' eine Abfahrt reicht kaum etwas heran!

Allerdings ist die rasante Strecke nicht für alle Schlittenliebhaber empfehlenswert: “Der Gipfelweg ist definitiv nichts für Kinder”, sagt Conny: “Kurvenfahren und Bremsen muss man auf jeden Fall beherrschen. Normales Hangrodeln zählt nicht als Können!” Auch müssen die Wetterbedingungen stimmen: “Knackig kalt sollte es sein und keinen Neuschnee haben”, meint Conny: “Sonst macht es keinen Spaß, dann ist die Strecke zu langsam.”

“Wir haben Stammgäste, für die gehört das Rodeln auf unserer Strecke einfach zum Winterurlaub dazu. Manche sind richtig enttäuscht, wenn es wettertechnisch bedingt, einmal nicht geklappt hat”, berichtet Conny. Hochlaufen muss man übrigens am Todtnauer Hüttenweg aus eigener Kraft, im Naturschutzgebiet darf Conny kein Rodeltaxi anbieten: “Wer zfuul isch zum nuf goo, bitte zu den Rodelstrecken mit Aufstiegshilfen ausweichen.” Aber davon gibt es ja zum Glück einige im Hochschwarzwald.

Über den Autor

Patrick Kunkel ist Reisejournalist aus Freiburg im Breisgau. Am liebsten erkundet er die Welt mit dem Fahrrad oder mit Wanderschuhen an den Füßen. Er lebt und arbeitet derzeit in Bilbao, Nordspanien und reist von dort regelmäßig in seine Lieblingsregion – den Schwarzwald. Folgen Sie Patrick auf Google+

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