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Beim Aufstieg fühle ich mich als Entdecker in einer unerforschten Welt

Der Zauberberg des Schwarzwaldes

Das Herzogenhorn ist ein echtes Juwel! Mit seinen 1415 Metern der zweithöchste Schwarzwaldberg. Ich finde, er ist der schönste Gipfel im Schwarzwald.

von  Birgit-Cathrin Duval , 17. Mai 2013
  

Unberührt von Straßen, Gondeln, Liftanlagen thront sein Gipfelkreuz im Licht der untergehenden Sonne. An Wintertagen teilen Schneeschuhwanderer und Tourenskifahrer das einsame Gipfelglück, genießen den Lohn des schweißtreibenden Anstiegs: Ein Traum von einem Panorama mit Aussicht auf Feldberg, Belchen, Vogesen und die gesamte Alpenkette.

Beim Aufstieg fühle ich mich als Entdecker in einer unerforschten Welt. Jeder Tritt der Schneeschuhe lässt den Pulverschnee mit feinem Nebel nach allen Seiten stieben. Wie ein weißer Teppich verläuft der Waldpfad inmitten verschneiter Tannenwälder. Nur das Knirschen der Schneeschuhe auf dem Neuschnee dringt durch die Winterstille des Waldes.

Das riesige Gipflekreuz auf dem Herzogenhorn, dem zweithöchsten Gipfel im Schwarzwald
© Birgit-Cathrin Duval

Bizarr erstarrte Bäume säumen den Grat hinauf zum Gipfelkreuz. Von Schnee und Eis umgeben zeugen die pfannenartigen Abdrücke unserer Schneeschuhe im Winterweiß von unserer Gegenwart. Höhenmeter um Höhenmeter rücken fantastische Aussichten ins Blickfeld. Im Süden erspähen wir die ersten Alpengipfel, unter uns liegt das weitläufige Bernauer Hochplateau mit seinen heimeligen Schwarzwaldhöfen.

Rechtzeitig vor Sonnenuntergang erreichen wir das Gipfelkreuz und erleben ein atemberaubendes Naturschauspiel: Die Strahlen der untergehenden Sonne verwandeln Feldberg, Belchen und Vogesen in märchenhafte Zauberberge, und da – die Alpen beginnen zu glühen.

Alpensicht vom Herzogenhorn im Hochschwarzwald, für viele der schönste Gipfel im Schwarzwald
© Birgit-Cathrin Duval

Eine rote Kugel, ein fremder Planet, da steigt der Mond über die Berge und wir sind ergriffen von dem fast unwirklichen Bild, das vor unseren Augen abläuft. Solche Szenen sieht man in den Naturfilmen im Fernsehen. Wir erleben das live, ganz alleine für uns. Unbezahlbar!  

Überwältigt von den Eindrücken treten wir den Abstieg an. Ein Abstecher zur Krunkelbachhütte darf nicht fehlen. Der heiße Eintopf wärmt und sättigt. Zum Abschluss noch ein Heidelbeerwein.

Wir trauen unseren Augen kaum, als wir die Temperatur auf dem Thermometer an der Außenfassade der Hütte ablesen: Zwanzig Grad minus zeigt es an. Arktische Temperaturen im Schwarzwald. Die Luft ist klar und rein, ich möchte sie abfüllen und mit nach Hause nehmen. Im Mondlicht glitzern die verschneiten Tannen, wie von einem magischen Licht bestrahlt.

Sie sind voller Zauber, diese Abende, wenn das Nachtdunkel den Schwarzwald in blaues Dämmerlicht hüllt und die Sterne wie Diamanten am Firmament leuchten. Beglückt treten wir den Heimweg an. Aus dem Tal leuchten die Lichter des Dorfes und weisen uns den Weg.

Über den Autor

Birgit-Cathrin Duval ist am Rande des südlichen Schwarzwalds aufgewachsen. Nachdem sie die ferne Welt bereist hat, stellte sie fest: Der Schwarzwald ist alles – außer spießig. Die Reisejournalistin hat sich auf Kanada und den Schwarzwald spezialisiert und erkundet am liebsten neue Trails unter extremen Wetterbedingungen. Ihre Reportagen erscheinen regelmäßig in Tageszeitungen und im Outdoor Magazin. Folgen Sie Birgit-Cathrin auf Google+

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