Spricht man die 25-Jährige auf ihren Bierkonsum an, kommt die Antwort prompt: „Er ist nicht so hoch wie man meinen müsste“, gibt Nana S. Fiedler lachend zur Antwort. Ihr Rohmaterial erhält sie neben dem eigenen bescheidenen Konsum von zahlreichen Freunden und von der Familie. Nur bei einer Sorte gibt es Engpässe. „Die orangefarbene Folie habe ich selten, weil niemand von meinen Freunden das Hefeweizen trinkt, sagt Nana S. Fiedler.
Erste Versuche mit den glänzenden Folien wagte sie bereits als kleines Mädchen: Fasziniert von dem metallenen Papier, das den Flaschenhals zierte, aus dem der Vater sein Bier trank, begann sie damit zu experimentieren: „Ich hab’s immer abgemacht und mir um die Finger gewickelt. Da konnte man so tun, als hätte man riesige Klunker am Finger“, erinnert sich die Freiburgerin.
Als Jugendliche entwarf sie Perlenschmuck und entwickelte noch vor Aufnahme ihres Studiums ein Konzept für das Design von Modeschmuck, das aus dem Aluminiumpapier der Bierflaschen, in der Fachsprache als Faltakapsel bezeichnet, hergestellt wird. „Upcycling“ nennt Nana S. Fiedler den Prozess, der aus den Folien der Zäpfle-Biere zeitlosen Modeschmuck macht. Denn anders als beim Recycling erhält beim Upcycling das Abfallprodukt eine Aufwertung. Und genau das macht für die Designerin die Faszination aus: „Aus dem Material in reiner Handarbeit etwas gestalten, das dann einen Wert erhält.“ So gestaltet sie aus den grünen, goldenen, silbernen und orangefarbenen Folien, Pappe und etwas Lack formschöne Schmucksstücke.
Die Alu-Folie wird mit einer Lasur auf Wasserbasis überzogen, damit der Glanz erhalten bleibt. Zeitloser Modeschmuck, tragbar für alle Alterklassen, erklärt Nana S. Fiedler, die ihren Schmuck selbst trägt und damit viele Freude dafür begeistern konnte. Den Trägern rät sie, das Schmuckstück mit derselben Liebe zu behandeln, mit der es hergestellt wurde, damit die Freude daran lange währt. Inzwischen hat sie eine eigene Facebook-Seite und betreibt einen Webshop, über den die den Schmuck vertreibt. Gerne nimmt sie auch individuelle Aufträge entgegen. Die Nachfrage ließ nicht lange auf sich warten: Ein Rapper gab eine Goldkette mit großem Buchstaben als Anhänger in Auftrag. Derzeit experimentiert sie mit Armbändern für Herren. „Man muss schon der Typ dazu sein“, sagt Nana S. Fiedler, denn die goldenen und grün schimmernden Folien sind doch recht auffällig.
Von der Rothaus-Brauerei wurde sie noch nicht auf ihren Schmuck angesprochen. Gefreut hat sie sich über das „Like“ auf ihrer Schwarzwaldgold-Facebook-Seite das sie von der Rothaus-Brauerei erhalten hat.
Obwohl sie derzeit mitten in ihrer Bachelor-Abschlussarbeit steckt, findet sie dennoch Zeit zum entwerfen und gestalten. Doch bald heißt es „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ den Schwarzwald verlassen. Nach dem Studium in Furtwangen geht es nach Salzburg. Im Gepäck: eine Kiste voller Tannenzäpfle-Faltakapseln. Und wenn das „Zäpfle-Rohmaterial zur Neige geht: In Salzburg gibt’s Mozartkugeln, freut sich Nana.
Stellt sich eigentlich die Frage, was denn sonst mit den Alufolien der Faltakapseln geschieht, wenn sie nicht in die Hände von Nana S. Fiedler geraten und zu einem schmucken Unikat gestaltet wird.
Wir rufen bei der Brauerei Rothaus an und fragen nach. Thomas Strecker, zuständig für Arbeitssicherheit und Umwelt erklärt uns, dass Rothaus bestrebt ist, dass die Alufolien am Flaschenhals verbleiben. Die Alufolie wird mittels einer speziell konstruierten Maschine abgelöst und in Scheiben gepresst. Das so gewonnene reine Aluminium kann vom Aluminiumwerk wieder verwendet werden. Derzeit liegt der Rückfluss der Aluminiumfolien an den Flaschen bei 35 Prozent, sagt Thomas Strecker. Dieser Anteil soll erhöht werden und den Kunden gegenüber publik gemacht werden. Dass eine Freiburger Künstlerin aus den Alufolien Schmuckstücke herstellt, findet Strecker „einen Pluspunkt für uns.“